Film-Kritik: Holpriger Tag bei der Berlinale! „Hotel Dallas“, „Hee“ und „Inertia“ verlangen dem Zuschauer Einiges ab
„Hotel Dallas“ verliert sich im Konventionsbruch

Was hat „Dallas“ nur mit dir gemacht? Foto: Berlinale
Der Panorama-Dokumente-Beitrag „Hotel Dallas“ bricht mit der traditionellen Dokumentarfilmstruktur: Einer der Protagonisten ist hinter der Kamera, ist die Kamera. Thematisiert wird, wie die Serie „Dallas“ Rumänien beeinflusste. Von Nicolae Ceausescu unterdrückt, auch hinsichtlich des Medienkonsums, blieb den Rumänen zu dieser Zeit nur das dritte Programm – und damit: „Dallas“. Wie Menschen mit diesem Phänomen Geld gemacht und andere ausgenutzt haben, Steuern hinterzogen wurden oder eine junge Rumänin es über den großen Teich geschafft hat, wird in „Hotel Dallas“ auf unkonventionelle Weise erzählt. Das Genre der Dokumentation wird von den zwei Filmemachern Sherng-Lee Huang und Livia Ungur hinterfragt: Wie können wir eine reale Geschichte künstlerisch darstellen? Dabei verirren sie sich jedoch in ihrer eigenen Virtuosität und verlieren damit auch den Zuschauer.
„Hee“ ist gescheiterter Psychothriller

Wird sie gleich jemanden umbringen? Foto: „Hee“ Film Partners
Ebenfalls im eigenen Schaffen stecken geblieben ist Kaori Momoi, die mit „Hee“, im Forum der Berlinale zu sehen, einen Psychothriller vorlegt, der teilweise sehr gut funktioniert, an anderen Stellen nur Kopfschütteln evoziert. Momoi ist Regisseurin und Hauptdarstellerin zugleich, die Kamera weicht nicht von ihrer Seite, lässt ihr Gesicht nicht aus den Augen. Hat die von ihr dargestellte Figur, die gealterte Prostituierte, einen Mord begangen? Und in welcher Relation steht ihr Psychoanalyst zu ihr? Fragen, die „Hee“ zu beantworten versucht – und ebenfalls am eigenen künstlerischen Anspruch scheitert.
„Inertia“ und das Frauenbild

Plötzlich ohne Mann und frei. Foto: Edan Sasson
Das Triptychon der Seltsamkeit vollendet der israelische Forumsbeitrag „Inertia“ von Idan Haguel: Eine Frau vermisst ihren Mann, der seit einigen Tagen verschwunden ist. Gleichzeitig gewinnt sie dadurch aber auch ein neues Gefühl der Freiheit, blüht auf, flirtet. Doch vermittelt „Inertia“ das beklemmende Gefühl, als verheiratete Frau in einem Kreis gelandet zu sein, den man aus eigenen Stücken nicht brechen kann. Der Film lähmt durch unnötig repetitive Szenen und ein negatives Frauenbild.
Das Triptychon der Seltsamkeit
Ein Tag, drei Filme, drei seltsame Kinoerlebnisse. Egal. Danach kommt ein neuer Tag, mit neuen Filmen. Es kann nicht immer alles glatt laufen. Das Kino und das Leben gehen Hand in Hand und beide enttäuschen von Zeit zu Zeit. Wäre ja schlimm, wenn nicht.
Natalie Broschat
Die Kritik Weird-Film-Day erschien zuerst auf cult: Kulturzeitung der bayerischen Theaterakademie cult:online - Kritik.